Tag 14&15 – Berge und Mee(h)r ⛰

Von Fröschen begleitet fallen wir in einen tiefen Schlaf und wachen erholt morgens an unserem wunderbar schattigen Platz wieder auf. Mit Vögeln frühstücken, mit Wespen Mittagessen, mit Wind die Wellen genießen. Flo und ich toben unerlässlich im Meer, Lenya und meine Eltern jubeln uns vom Ufer zu. Angespannt ist die Stimmung dennoch. Ein Zeitsprung zurück erklärt warum:

14.07.2021: Gerade von Strand zurück gekommen erreicht meine Eltern mein Anruf auf ebenjenem Platz, den wir gerade besuchen: „Papa, euer Keller ist vollständig überschwemmt. Wir stecken knietief im Wasser.“ Hochschwanger sitze ich in Deutschland und muss diese Hiobsbotschaft an die Urlauber weitergeben. Heute – 20.05.2022 ist der Keller nach monatelangen Arbeiten renoviert und wir stehen erneut auf dem Campingplatz „La Marina“. In Deutschland angekündigt: Starkregen am Donnerstag und Freitag. Der Pfarrer, der am Morgen den Platz, die Angestellten und die Besucher segnete, beruhigt ein wenig, aber die Spannung ist greifbar.

Wir versuchen uns mit Strand, Meer und einer kleinen Fahrradtour in den nahen Ort Barisardo abzulenken und lassen uns durch meine Schwester beruhigen, die uns regelmäßig updatet. Am Abend können wir es kaum glauben: Die Gefahr scheint vorüber und wir sind vorsichtig optimistisch, dass nun zunächst einmal keine Abreise ansteht. Es fällt ein Fels von unseren Herzen und wir stoßen beschwingt auf eine weitere schöne Zeit in Sardinien an. Übrigens: Der eben erwähnte Ort bot nichts, das uns begeistern konnte, bis auf ein grandioses Eis – das muss man den Italienern lassen – Eis und Pizza sind hier verlässlich ein Highlight der Geschmacksnerven. Der Weg nach Barisardo und zurück ist jedoch durchaus lohnenswert – vorbei an Obstplantagen führt er uns an einer bergig bewaldeten Landschaft vorbei, die zum Durchatmen einläd. Diese ersten Eindrücke der sardischen Natur veranlassen uns für morgen eine Tagestour durch die Berge zum nahegelegenen Stausee „Lago Alto Flumendosa“ zu planen.

Gesagt, getan! Los geht es in unserem Allrad angetriebenen Yeti in die geschlungenen Straße, die sich durch die Berge winden. Zu spät merken wir das die Kombination aus Serpentinen und dem vor einer Woche im Auto ausgelaufenen Wein (den mein Vater natürlich bereits mehrfach mit viel Wasser ausgewusch) zu leichter Übelkeit führen könnte – und es bei Flo auch tut. Vier geöffnete Fenster und ein Stopp um frische Luft zu schnappen helfen. Flo geht es besser, Lenya schläft. Gerade als wir wieder durchatmen können, stoßen wir auf einem Lambretta-Convoi, der nicht mehr aufzuhören scheint. Zwei-Takter hinter Zwei-Takter lärmen durch das gesamte Tal. In einem Örtchen, an dem wir anhalten, können wir die pausierenden an die 100 Gefährte bestaunen. Schön sehen sie aus. Drei Tage wollen sie die Berge durchfahren wie auf ihren Scherpen abgebildet ist. Puh. Das muss man wirklich wollen. Eine wirklich interessante Begegnung! Wir lassen die Auspuffwolke hinter uns und biegen auf die Straße zum Stausee ab. Unsere Mägen knurren und wir werden einen schnellen Blick auf unsere mobilen Endgeräte, die uns ein Restaurant direkt am See anzeigen. Wir fahren einfach drauf los ans verlassene Ufer und mitten an verblichenen Schildern vorbei, die das Hotel/Restaurant ausweisen. So richtig glauben wir nicht daran hier etwas geöffnetes vorzufinden. Doch wie immer in Italien wundert uns nichts mehr. Und tatsächlich. Nach einer steilen Anfahrt durch einen kleinen Wald stehen wir vor einem geöffneten Lokal mit bezahlbaren Preisen und wirklich köstlichem Essen. Der Kellner erklärt und das Menü auf Deutsch, er arbeite in Baden-Württemberg. Wie klein die Welt doch sein kann! Die Aussicht auf den See, bei dem nur die Staumauer in der Ferne daran erinnert, dass er nicht natürlichen Ursprungs ist, ist fantastisch. Hier ist niemand. Kein Sarde, kein Tourist, kein Lärm und – bis auf ein Plastikbesteck und eine Anglerschnur am Uferrand – kein Müll! Eine unglaubliche Idylle, die uns direkt in ihren Bann nimmt! Wie uns die Natur geschaffen hat springen wir der Reihe nach in ein herrlich erfrischendes Wasser und lassen diese reine Natur auf uns wirken. Riesige Wälder säumen das Ufer, nur hier und da unterbrochen von sattgrünen Wiesen. Wirklich ein Traum!

Zurück zum Platz geht es mit fantastischen Aussichten auf Berge, roten Felsen und dem Meer im Hintergrund. Das einzige Manko dieser Region: Die Städtchen in den Bergen sind bautechnisch keine Schönheiten. Wer – wie Flo und ich – von den Dörfern der toskanischen Hügellandschaften verwöhnt ist, erschrickt zunächst vor der hiesigen Architektur, auch wenn wir beim Durchfahren in manchen Orten doch hier und da schöne Fleckchen erhaschen können.

Das Fazit unserer heutigen Tour: Idylle, unerwartete kulinarische Highlights, interessante Begegnungen und die Erkenntnis, das italienische Dörfer eben nicht gleich italienische Dörfer sind😄.

Lago Alto Flumendosa

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